Wechsel zum Finanzamt Ullmannstraße
Im April 1991 begann mein Dienst bei der neuen Stelle in der Ullmannstraße. Damals hatte ich noch eine Taststiftanlage mit einem großen, rot leuchtenden Display zu bedienen. Der Weg ins Büro wurde für mich wesentlich kürzer, was letztlich auch ausschlaggebend für den Arbeitsplatzwechsel war. Im Arbeitsalltag gibt es laufend unzählige Erneuerungen. In diesem Jahr wurde beispielsweise die Lohnsteuer- und Beihilfenstelle in ein anderes Gebäude ausquartiert. Wenn mein ebenfalls sehbehinderter Kollege Albert U. krank oder auf Urlaub war, musste ich dort die Arbeit verrichten. Zu einem späteren Zeitpunkt bekam ich eine vollblinde Halbtagskraft in die Telefonzentrale. Sie war leider nicht lange bei uns.

1996 legte man die Telefonzentralen unserer beiden Häuser zusammengelegt. Die Halbtagskraft übersiedelte in die Wollzeile und seit diesem Zeitpunkt gibt es für uns zwei Telefonisten keine fixe Vertretung mehr. Wenn einer von uns ausfällt, muss der andere eben für zwei arbeiten. Durch die Zusammenlegung erhielten wir auch eine neue Telefonanlage. Man stellte uns – ohne uns vorher zu befragen - einfach je eine Braillezeile auf den Tisch und wir sollten nach der Umschaltung wie gewohnt damit weiterarbeiten. Ich kann zwar die Punktschrift, habe aber noch nie mit der elektronischen Brailleschrift gearbeitet! In meiner misslichen Lage schaltete ich das Bundessozialamt ein und musste in diesem Zusammenhang sehr viele Briefe schreiben. Auf Grund unserer Sehbehinderungen fiel uns die Ausübung unserer Tätigkeit mit der normalen Telefonanlage und dem PC doch recht schwer. Wir strapazierten unsere Augen in einem hohen Mass. Mein Kollege und ich erhielten erst nach einem Jahr die sehbehinderten gerechte Arbeitsplatzausstattung. Nun steht mir ein PC mit Zoomtext als Vermittlungsunterstützung zur Seite. Heute bin ich so ziemlich zufrieden, was meinen Arbeitsplatz betrifft. Mit meinem persönlichen Einsatz und meiner Beharrlichkeit schaffte ich es über viele Hürden, einen geeigneten Bürosessel zu organisieren.

In der Ausübung meiner Tätigkeit als Telefonist habe ich leider mit mehreren Hindernissen zu tun. Mir versagt pro Jahr mehrfach die Stimme. Leider machen sich auch öfters sehr schmerzhafte Handgelenksentzündungen bemerkbar. Ich bemühe mich schon seit einigen Jahren, meine Arbeit beidhändig auszuführen, um nicht eine Hand mehr zu belasten.

Ich finde es auch äußerst schade, dass das Arbeitsklima innerhalb des Hauses stetig schlechter wird. Ich fühle mich oft, als wär ich das "Letzte" in unserem Amt. Nach 21 Dienstjahren getraue ich mir zu sagen, die Kollegialität und das Miteinander wird immer kleiner geschrieben. Oft kommen diverse Neuerungen, die wir zuerst von Klienten erfahren. In so einem Fall frage ich mich in unserem Haus durch um in Erfahrung zu bringen, worum es sich da handelt!

Nach beharrlichen Bemühungen meinerseits sind wir in der Telefonzentrale nun endlich an das Internet angeschlossen. So erreicht uns hin und wieder doch eine wertvolle Information. Durch den täglichen Erhalt der Abwesenheitsliste wird mir mein Job um einiges erleichtert. Manchmal stelle ich mir allerdings die Frage, wozu sitzt du noch in dieser Telefonzentrale? Irgendwie habe ich auch nicht unbedingt das Gefühl, als würde ich tatsächlich zu einer Abteilung in diesem Hause gehören! Ich werde mich auch weiterhin bemühen, in meiner Tätigkeit als Telefonist (Hilfskraft) nicht total abzustumpfen. Wenn ich mich nicht täglich selbst motiviere, könnte es all zu schnell passieren, dass ich nicht mehr gerne an meinen Arbeitsplatz gehe.

Wenn ich mir so die FINANZ AKTUELL durchlese, werden wir noch große Veränderungen in den nächsten Monaten erleben. Ob im Falle eines InfoCenters überhaupt noch ein Telefonist nötig ist, frage ich mich schon!!!! Ich werde mal abwarten, was die Zukunft für mich bereit hält?!?!?!

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