Kollege auf Schulung bei mir
Im Dezember 2008 erfuhr ich, dass ein schwer sehbehindeter Kollege für drei Monate zu mir auf eine Schulung kommen soll! Drei Monate??? Was kann ich einem Kollegen in so einem langen Zeitraum mit auf den Weg geben? Mir persönlich war dieser Zeitraum einfach viel zu lange. Ich muss ja auch auf mein Auge denken.

Wie soll ich diese Schulung verständlich erklären??? Der Kollege arbeitet mit einer Braillezeile und Sprachausgabe. Um diese Hilfsmittel verwenden zu können, wird am PC-Bildschirm die gesamte optische Darstellung verändert. Nachdem ich mich seit dem RollOut mit dieser Materie befasst habe, kann ich von mir aus sagen, hier ist es möglich einen betroffenen KollegenInnen eine brauchbare Hilfestellung für die Arbeit in unseren Anwendungen bieten zu können.

Ich finde es schon schade, dass man mich bezüglich dieses Vorhabens nicht persönlich (außer mein Teamchef) kontaktierte. Nein ich wurde vor die vollendeten Tatsachen gestellt. In der letzten Phase vor dem 07.Jännder 2009 konnte ich allerdings doch noch etwas in dieser Sache bewegen. Mein Auge ist ja auch nur in einer gewissen Form "belastbar".

Also zog der 7. Jänner 09 ins Land. Mein ADV hatte die Aufgabe, den Arbeitsplatz von "Reini" mit den erforderlichen technischen Gerätschaften auszustatten. Sonst wäre der Kollege bei mir eingetroffen und mit seiner Braillezeile an einem leeren Tisch zu sitzen gekommen. Nun hatten alle Vorbereitungen geklappt und wir zwei konnten unsere gemeinsame Schulungsarbeit aufnehmen.

Wie kann man sich nun diese Schulung bildlich vorstellen? Durch die Anwendung von Braillezeile und Sprachausgabe ist die optische Darstellung des Bildschirms sehr verändert. Unsere sehenden KollegenInnen können nun nicht mehr die Eingabefelder erkennen. Sie verlaufen sich im schwarzen Hintergrund. Bei Reini wird auch keine Maus eingesetzt. Er navigiert nur mit Tab und Pfeiltasten. Links können nur mittels Eingabefelder gesucht und aktiviert werden. Reini ist in der PC-Welt daheim. Er bewegt sich so schnell durch die Programme, dass ich mit meinem eingeschränkten Gesichtsfeld den Curser oft verliere.

Mittlerweile macht er sehr viel Telefondienst. Ich kann ihn binnen kürzerster Zeit quer durch die Anwendungen schicken. Im Prinzip findet er auch alles. Er gibt freundlich seine Auskünfte. Natrürlich ist es anstrengend, so zu arbeiten; er nimmt den Anruf entgegen, bittet um die Fragestellung, sucht sofort in den Anwendungen nach Antworten (dies bedeutet auf die Frage zu hören, nebenbei den PC zu bedienen; die Braillezeile zu lesen; auf die Sprachausgabe zu lauschen und dann noch meine gesagten "Einwendungen" zu registrieren, verbindet weiter oder kann die Antwort im Idealfall selbst geben!!!

Am 04. 02.09 kam am späten Nachmittag meine Vorständin bei uns vorbei und lies sich von Reini die Situation erklären. Sie stellte Fragen und Reini beantwortete diese. Er ließ sie die Braillezeile fühlen, erklärte ihr die Punkte und das es drei Formen von Schriftmethoden gibt. Die Vorständin zeigte Interesse und lauschte auch den Telefonnaten. Sie sagte uns , dass sie gerne bereit ist noch 2-3 Tage meine Hilfe dem Kollegen zur Verfügung zu stellen. Dies sollte eventuell für Hotlinedienste verwendet werden. Ich danke meiner Vorständin für diese erwiesene Wertschätzung!

Reini belegt mit einem Kollegen und mir auch noch 5 Doppelstunden im FinanzOnline-Hotelinedienst. Da bekommt er doch so einen Teil dieses Aufgabenbereiches mit. Leider haben wir hier nicht die Möglichkeit, dass er aktiv im "Echtbetrieb" selbst das Geschehen mitverfolgen kann! Da könnte ich aber noch etwas abhelfen.

Mit 6. Feb. 09 ist unsere gemeinsame Schulungsarbeit zu ende. Ich hoffe doch sehr, dass er durch diese Möglichkeit "wertvolle" Infos und neue Kenntnisse mit auf seinen beruflichen Weg nehmen kann. Abschließend möchte ich anmerken, dass dieser Monat auch für mich neue Erfahrungswerte mit sich brachte.

Heute genau vor 25 Jahren bin ich in der Finanzverwaltung aufgenommen worden und dem Finanzamt in der Aspernbrückengasse zugeteilt. Es war ein sehr kalter und strenger Winter! Ist doch schon eine geraume Zeit.

An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an meine Vorständin und meine beiden Teamleiter für das Entgegenkommen und die Unterstützung eines Kollegen, der diese Hilfestellung gut gebrauchen konnte!

Hier ein Bericht meines "Einschülers":

Seit dem 10. Feb. sitzte ich nun im IC2 in Mödling höre zu, telefoniere selbst und merke das ich doch schon einiges mehr an Auskünften geben kann als zu vor. Einen sehr großen Anteil dieses Wissens hat mit Andrea mitgegeben. Durch Geduld und Motivation - Geschicklichkeit meinerseits, die erforderlichen EDV-Kenntnisse habe ich ja - durchkreuzten wir die Zentralen Anwendungen. Ich habe relativ früh bei Andrea zum Telefonieren angefangen und so die alte Vertrautheit zum Telefonieren gewonnen. Andrea ergänzte mein Grundwissen durch fachliche Ergänzungen und so merkte ich, dass sich mein Horizont doch um vieles erweitern ließ. Ich denke dieses Monat haben wir sehr gut genutzt und einen Grundstock aufgebaut, der für die restliche Schulung - die hier im IC2 stattfinden muss - außerordentlich wichtig war.

Ich möchte dem Teamleiter/in sowie der Vorständin danken, dass sie Andrea für diese Aufgabe freigestellt haben. Gerade der Jänner ist nicht nur durch telefonische Anstürme geprägt, sondern vieles muss aufgearbeitet werden und hier hat sicher eine fleißige Arbeitskraft gefehlt.

In meinem Team bin ich nun wieder bestens aufgenommen worden, werde trotz der Arbeitsflut sehr gut unerstützt. Ich hoffe sehr meinen Teil als Infocenter-Mitarteiter beitragen zu können.

Danke an meinen Vorstand für diese Aufgabenstellung, ich werde ihr bestmöglich nachkommen. Für einen Kurs habeich mich bereits angemeldet. Ich wünsche allen alles Gute und verbleibe mit freundlichen Grüßen Reini

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