Von der Telefonzentrale ins InfoCenter
Die Überstellung in das IC liegt bereits hinter mir. Die Wochen vor diesem Termin waren extrem schlimm für mich. Zu oft hatte ich mich bemüht, meine Klienten an eine kompetente Stelle weiter zu verbinden, doch leider fanden sie am Ende der Leitung keinen Anschluss. Durch die interne Übersiedlung der Abteilungen, wurde es immer schwieriger, den Klienten wirklich helfen zu können. Die Tage der Übersiedlung in unserem Stockwerk wurden für mich zum täglich Überlebenstraining. Die Übersiedlungskartons standen mitten in unserem Türbereich zum Büro. Ich wusste schon gar nicht mehr wohin ich mein kleines Blickfeld zuerst richten sollte. Ich machte meine Kollegen auf meine Sehbehinderung aufmerksam, doch diese Info verlief im Sand. Am 29. April 05 gab unsere alte Telefonanlage ihren Geist zur Gänze auf. Sie hatte die Umbauarbeiten für die neue Anlage nicht unbeschadet überlebt.

Leider wusste ich noch immer nicht, was im künftigen Bereich, dem IC, so auf mich zukommen würde. Für mich gab es keine Einschulungen doch mir war klar, dass ich gerne mit dem PC arbeite und für alles offen bin. Mein zukünftiger Arbeitsbereich soll flexibel sein. Ich möchte gerne jeden Tag nützen - an dem mir mein Sehvermögen zu Verfügung steht - um zu zeigen was ich mit meinem Handicap zu leisten imstande bin! Mein kleines Sehvermögen ist eben nur ein Geschenk, Niemand kann wissen für wie lange!!! Beim Arbeiten am PC ist meine Sehschärfe nicht wirklich ein Gewinn, denn ich muss mit meiner "kleinen Röhre" den Bildschirm eben auch absuchen.

Also konnten Albert und ich zu diesem Zeitpunkt mit der Übersiedlung beginnen. Wir schafften unsere "Habseeligkeiten" in das neue Büro. Ich überlegte mal scharf, wie ich meinen Arbeitsplatz am besten stellen könnte. Für mich ist es ganz wichtig, dass der Lichteinfall passt. Ich putzte meinen Kasten und räumte alles ein. Die Akustik in diesem Raum ist äußerst schlecht. Werde meine grauen Gehirnzellen anstrengen, vielleicht fällt mir ja noch etwas Brauchbares ein. Es dauerte eine Woche bis mein PC für´s Internet tauglich war. In dieser Zeit ging ich öfter zu Kolleginnen und hörte beim Telefonieren zu. Ich hinterfragte so manche Funktionen im BRZ-Programm. Informierte mich über Vieles und machte mir auch so meine Notizen.

Als mein PC endlich einsatzbereit war, tat sich für mich eine "neue Arbeitswelt" auf. Ich lernte binnen kürzerster Zeit, wie man so manche Auskunft mit Hilfe der Computerprogramme erteilen kann. Wie man Anmerkungen für L1, E1 U1 und sonstige Anträge setzt. Datensätze bei L1 korrigiert und Steuernummern vergibt. E-Signale abtritt und übernimmt, Berufungen und Fristverlängerungen anmerkt, uvm.... Zwischendurch versuche ich eben auch ein bisschen Telefondienst zu versehen. Da stellte ich jedoch schnell fest, wie viel es für diese Tätigkeit noch zu lernen gibt. Mit der Zeit wird auch mein Wissen wachsen und der Arbeitsbereich recht interessant werden.

Ich hatte mich auch mit dem Arbeitsplatzassistenten in Verbindung gesetzt. Mittlerweile war auch schon der Arbeitsplatztechniker vor Ort und besprach alles mit mir. Mal schauen, wie lange ich auf die so nötigen Hilfsmittel warten muss???

Unsere beiden Teamleiter fanden bereits positive Worte für unseren Einsatz. Sie hatten ja ebenfalls keine Ahnung, mit welcher Arbeit sie uns konfrontieren können und begaben sich auf "Neuland". Ich bin eben ein Typ, der von sich aus nach Arbeit sucht und seinen Horizont stätig erweitert. In meinen 21 Dienstjahren als Telefonistin war ich stets um die Anliegen der Bürger bemüht. Vielleicht sollte ich ja auch nicht zu viel Ehrgeiz an den Tag legen??? Mir persönlich ist es ein großer Wunsch, den "Titel Hilfskraft" bald in der Vergangenheit archiviert zu wissen.

Bald wurde mir die Frage gestellt, ob ich am Kommunikationstraining im BFA teilnehmen möchte. Da ich mir unter diesem Namen nicht wirklich was vorstellen konnte, nahm ich den erst besten Termin, der in meinen Kalender passte. Also ging ich vom 09.-11.05.05 in die "Schule". Ich ging ohne bestimmte Vorstellungen in den Kurs und ließ mich einfach überraschen. Die Kursteilnehmer kamen aus den verschiedensten Finzämtern und Abteilungen. Ich machte die Vortragenden gleich zu Beginn auf meine Sehbehinderung aufmerksam und es gab keine Probleme. Meiner Meinung nach muss sich jeder Teilnehmer über den Verlauf des Kurses seine eigene Meinung bilden. Wir alle hatten uns gut verstanden und absolvierten unsere Gruppenarbeiten.

Ich fand in diesem Seminar viel erfahrebswertes für mein privates sowie berufliches Leben. Es ist sicher falsch zu sagen; ich mache ja schon jahrelang Parteienverkehr oder Telefondienst was soll ich auf so einem Kurs!!! Ich würde sagen; in diesen drei Tagen lernten wir auch unsere nicht genutze Gehirnhälfte zu aktivieren.

Herzlichen Dank an die Seminar-Vortragenden Christa H. und Helmut K. sowie die Teilnehmer, für die tolle Integration meiner Person in der Gruppe.

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