Lochschale & Augenprothese aus Rom
Nachdem ich im Sept. 2011 mein linkes Auge verlor, war es mir klar, nun muss ich einen Termin für die Anpassung der Augen-Schutzschalen in die Wege leiten. Meine Schwägerin Sigi P. hatte sich sofort – mit Zustimmung ihrer Familie – bereit erklärt, mich auf diesen anstrengenden Weg zu begleiten.

Dies war nicht einmal so einfach, da ich zwar vom OP Dr. F. Del Re eine Homepageadresse fand, doch meine Kontaktmails in Englisch blieben unbeantwortet. So wandte ich mich an die Österreichische Botschaft in Rom und bekam ausnahmsweise in dieser Sache Hilfe. Fr. P. nahm mit dem Protheseninstitut Kontakt auf und half mir bei der Terminvereinbarung. An dieser Stelle mein herzlichster Dank für diese große Unterstützung an Herrn Botschafter B. und Fr. P.

Meine Vorgesetzten in der Dienststelle Fr. Sch., Hr. H. und Hr. B. sowie mein Hausarzt Dr. M. taten was sie für mich nur tun konnten. Sie standen fest hinter mir und wussten über die Notwendigkeit meiner neuen Augenprothesen bestens Bescheid.

Der einwöchige Anpassungstermin wurde für den 19.-23.03.2012 angesetzt. Die Schwester meiner Schwägerin Sigi, Birgit Sch., bot uns ihre Hilfe für die Organisation von Flug und Hotel an. Was ich natürlich sehr gerne annahm. Im Zuge der Vorbereitungen meinte noch Nini K., die andere Schwester meiner Schwägerin, sie würde uns gerne auf dieser Reise begleiten. Wie es dann an die Buchungen ging, meinte auch Nini´s Mann, Werner, er würde auch mitkommen. Somit wurden dann letztendlich im Oktober 2011 die Buchungen für uns vier vorgenommen.

Meine Schwägerin Sigi hatte Anfang des Jahres sehr viel mit ihrer beruflichen Weiterbildung zu tun. Ende Februar hatte sie die Chance für eine große berufliche Veränderung. Es ging alles gut, sie trat den neuen Weg an und der geplante Urlaub für meine Begleitung war ebenfalls kein Hindernis.

Ich schrieb schon am 17. Februar 2012 ein Mail wegen Kostenanfrage an die Krankenkasse. Einige Tage später schickte ich alles per Brief nach. Bis zu meinem Abflug erhielt ich leider keinerlei Rückmeldung der Krankenkasse. So wie bei meiner letzten Anpassung im Jahr 1995 konnte ich auch diesmal keinen endgültigen Kostenvoranschlag vorlegen. Man muss das Auge sehen um hier eine Preisangabe tätigen zu können. Die vorsichtige Vorinformation beläuft sich auf einen Kostenbetrag von mindestens € 2.400 für beide Augen. Diese Infos gab ich auch an die Krankenkasse weiter.

Am 18. März brachte uns mein Bruder Franz P. und meine Nichte Lisa P. zum Flughafen. Die Organisation von Birgit im Vorfeld hatte perfekt gepasst. Wir kamen gut in Rom an. Sigi organisierte uns ein Taxi, was wegen einem Marathon in Rom, gar nicht so einfach war. Letztendlich wurden wir beim Petersdom abgesetzt und legten einen fast 30 minütigen Fußmarsch zum Hotel zurück. Wir trafen wohlbehalten in unserem Hotel Arcangelo in der Via Boezio 15 ein. Unsere Zimmer lagen im 5. Stock und dort befand sich auch eine große Terrasse. Nachdem wir unsere kleinen Zimmer bezogen und uns etwas frisch gemacht hatten spazierten wir Richtung Petersdom. Wir erkundigten uns, was sich so um unser Hotel und das Augenprothesenstudio in der Piazza Cavour 3 befand. Zum Abendessen setzten wir uns gemütlich in ein Restaurante und stärkten uns von den Strapazen des Tages. An diesem Tag ging ich schon sehr früh zu Bett.

Montag, 19.03.12 - es ist der Geburtstag meiner bereits 2003 verstorbenen Schwester Gaby – setzten sich Nini, Werner, Sigi und ich um 7.30 Uhr zum Frühstück. Hier gab es eigentlich für jeden etwas. Wir begaben uns noch auf einen kleinen Spaziergang, denn erst um 11 Uhr war Einlass beim Augenprothetiker. Wir gingen zu 4. in das Studio und baten um eine Kommunikation in Englisch. Der „Alt-Chef“ ist dieser Sprache mächtig und wir fanden gleich mal einen Draht zueinander. An diesem Tag wurde erst einmal die Prothese für das entfernte Auge angepasst. Mein Techniker war Hr. Giulio C. und er macht seine Arbeit perfekt und ist immer wieder bemüht sich mit uns zu verständigen. Ich bekam abwechselnd ganz durchsichtige, mal braun bemalte und dann wieder ganz weiße Augenschalen eingesetzt.

Am 2. Tag nahm Giulio das Auge mit der Osteo-Odonto-Keratoprothese in Angriff. Diese Lochschale war relativ rasch angefertigt. Es ist faszinierend, wie perfekt diese Anpassung durchgeführt wird. Am 3. Tag bekamen die Augen ihre Farbe aufgemalt. Bei dieser Arbeit durften meine Schwägerin und ich zusehen. Wir hielten fast den Atem an, so ein Können!!! Giulio kontrollierte sehr oft die Passform beider Augenprothesen und war nicht ganz zufrieden. Da meine Augenlider schon mehrmals mit Kältebehandlung bearbeitet wurden, haben sie sich auch verändert.

Am Donnerstag wurden noch einige Arbeiten an den Prothesen durchgeführt und immer wieder kontrolliert. Am Vorabend spazierten wir durch Rom und ich schaute bewusst viel durch die Gegend um die Passform zu testen. Der Freitag war als „Reservetag“ vorgesehen. Mein Körper nahm die neuen „Augen“ freudig an und ich hab bis heute kein Problem erkannt.

Da Sigi und ich tagsüber immer im Prothesenstudio anwesend waren, so bekamen wir erst am späten Nachmittag die Möglichkeit uns etwas an zu schauen. Meine Augenprothesen hatten in jeden Fall Vorrang und erst danach kam alles andere. Ich bin mir nicht sicher, ob sich meine Mitmenschen in mich hineindenken können? Durchschnittlich ist für meine Osteo-Odonto-Keratoprothese eine Lebenserwartung von ca. 18 Jahren festgelegt. Ich darf nun schon das 29ste Jahr damit Leben und mich meines guten Sehvermögens erfreuen. Nachdem ich in den letzten Jahren - auf Grund der massiven Belastungen durch mein blindes Auge - starke Sehschwankungen hatte, ist meine Sorge um dieses „Adlerauge“ schon gewaltig. Die Sehschwankungen setzten schnell ein und ich bekam schon ein flaues Gefühl in der Magengrube, wenn die Blätter auf den Bäumen unscharf wurden. Ich hoffte nur jeden Abend beim zu Bett gehen, möge diese Anpassung ohne negative Auswirkung auf meine Sehschärfe vorbei gehen! Meine richtige „Adlersehschärfe“ kam erst gut eine Woche nach unserer Rückkehr aus Rom zurück.

Obwohl wir am 24.03. schon sehr früh am Flughafen waren, hatten wir größte Mühe unseren Flug zu erreichen. Wir kamen wohlbehalten in Schwechat an und von dort ging es in die verschiedensten Richtungen weiter. Ich wurde netter weise von Gerhard L. abgeholt und nach Hause gebracht. Es gab noch ein gemütliches Abendessen und danach fiel ich total geschafft zu Bett.

Nun darf ich mich meiner schönen und sooo notwendiger Augenschutzschalen erfreuen. Am 25.04.12 bekam ich dann auch noch die positive Nachricht der Krankenkasse, dass sie mir die Kosten der Heilbehelfe zur Gänze übernehmen. Für Flug, Taxi und Hotel können sie keine Kosten übernehmen. In dieser Angelegenheit bat ich die Patientenanwaltschaft um ihre Hilfe, da der Weg für mich alleine sicher weit schwieriger und bestimmt auch wesentlich länger gedauert hätte. Mein herzlichster Dank an beide Institutionen für die Hilfestellung.

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