2. Segeltörn - Kroatien - 2018

Segeltörn 19.-29.Mai 2018
Kroatien: – Trogir – Dubrovnik – Trogir (334 gefahrene Seemeilen) bei traumhaften Wetter
Unser Boot war die Bavaria 44 - Tryphosa, ca. 13.000 kg

Anfang des Jahres erzählte uns Rudi von seiner neuerlichen Segeltour. Später berichtete er, dass sie nur noch 5 Personen sind. Ich sagte ihm, dass ich gerne auf so einen Urlaub mitkommen würde. Es passierte nix und irgendwann erzählte ich ihm von meinem Segeltörn vor ca. 30 Jahren. Ich war damals mit einem weiteren Blinden an Bord.
Nachdem ich leider keine wirkliche Zusage für diesen Urlaub bekam, nahm ich mir vorsichtshalber mal Urlaub für die besagte Zeit. Zu Ostern fragte mich Rudi, ob ich jetzt mitkommen wolle? Ich schaute ihn groß an, es lag ja nicht an mir. Ich schrieb für Johann ein kleines Zetterl mit meiner Mailadresse und ob sie einen „Blinden-Passagier“ mit an Bord nehmen wollen. Binnen weniger Tage bekam ich von Johann den Anruf über Rudis Handy mit der Zusage, dass ich zu diesem Segeltörn mitkommen kann. Es wird noch eine Besprechung geben. Diese fand am 12.05.18 um 20 Uhr in Hochegg statt. Hier lernte ich 4 Leute der Gruppe kennen und es erfolgte die Info und Einteilung der Besorgungen. Da konnte ich nicht wirklich aktiv mithelfen. Kurz vor 24 Uhr waren wir fertig.
Ich wurde am 18.05. von meiner Freundin Brigitta nach Feistritz gefahren.

Sa. 19.05.           Rudi holte mich um 2.45 Uhr von Daheim ab. Es ging weiter zu Martina und Gottfried, dann trafen wir uns um 4 Uhr bei der Tankstelle in Gleisdorf und stießen auf den Rest der Gruppe Johann, Birgit, Robert und Heidi. Nun ging es vorwiegend über die Autobahn nach Trogir. Wir kamen wohlbehalten im Hafen an. Nachdem das Auto eingeparkt war, schleppten wir all unsere Sachen auf das Boot. Birgit und Gottfried verstauten alles. Wir bekamen noch die Anweisungen für die Sicherheitsmaßnahmen und die Erklärung für die Benützung der Bordtoilette. Ich ging mal auf Entdeckungsreise um eine Orientierung zu bekommen. Für den Weg über unser schmales Brett an Land und retour auf das Boot musste ich eine brauchbare Lösung finden. Mit dem Stock klappte das echt super! Nachdem alles verstaut war, gingen wir in die Altstadt. Heidi blieb die Nacht bei uns am Boot und nahm sich am nächsten Tag ein Zimmer in Trogir.

So. 20.05.           Ich hatte erstaunlich gut geschlafen. Wir machten ein reichhaltiges Frühstück mit Ei. Rudi brachte Heidi in ihre Unterkunft und parkte sein Auto für die nächsten 10 Tage. Wir legten ab und traten unsere erste, große Etappe über gut 20 Stunden Fahrt an.  Es wurde ein wunderschöner Tag auf dem Meer. Für die Nachtfahrt wurden wir in 2 Gruppen für je 2 h eingeteilt. Rudi, Johann, Martina und ich traten unsere erste Schicht um 22 Uhr an. Es war Sternenhimmel und Mondschein. Nach 23 Uhr stieg ein Gewitter aus dem Nichts. Ab diesem Zeitpunkt war es eine sehr stürmische Meeresnacht. Birgit, Gottfried und Robert schauten nicht schlecht, als sie diese Wetterlage sahen. Die Wettersituation blieb für den Rest der nächtlichen Fahrt unverändert. Meine Gruppe weckte mich nicht zur 6 Uhr Schicht.
  
Mo. 21.05.         Es ging alles gut und mir wurde nicht einmal schlecht. So kamen wir gesund – aber doch etwas müde - in Dubrovnik an. Wir drehten vor dem Anlegen noch eine Runde um die Insel-Altstadt. Die Eindrücke dieses Anblicks sind einfach unbeschreiblich! Ich nahm alles tief in meinem Inneren auf. Es musste gleich einmal getankt werden, danach legten wir erstmals an. Es folgte die erste Besprechung, ein stärkendes Frühstück und dann eine Ruhepause. Am Nachmittag fuhren wir gemeinsam mit dem Bus in die Altstadt. Dort stiegen wir hinauf auf die Stadtmauern und zogen eine Runde. Der Ausblick in alle Richtungen ist überwältigend. Wie haben dies die Menschen damals, ohne der technischen Hilfsmittel von heute, geschafft??? Nach dem Rundgang hoch oben suchten wir uns ein Lokal in einer der schmalen Stadtgassen und speisten fürstlich. Gegen 22 h ginge es per Bus mit Heidi zurück zum Boot.

Di. 22.05.           Wir fuhren nach dem Frühstück abermals in die Altstadt und stiegen die 300 Höhenmeter hinauf auf die obere Festung. Beim Aufstieg wechselte ich meine Begleiter. So kam ich auch sicher ans Ziel. Dort sah man noch die Reste einer Mauer mit den Einschusslöchern des Krieges von 1991/92. Dieser Krieg hatte damals auch viel Leid und Schaden angerichtet. Es erinnern noch Tafeln an diese Zeit. Wir suchten uns ein Plätzchen und einige von uns aßen etwas. Ich hatte noch keinen Hunger. Hinunter ging es mit der Gondelbahn. Wir verabschiedeten uns von Heidi – sie fuhr wieder mit dem Bus zurück nach Trogir – und wir kehrten mit dem Bus zurück in die Marina. Anschließend legten wir gegen 15 Uhr ab und es ging weiter nach Slana. Auf dieser Fahrt begegnete ich dem nächsten Naturschauspiel. Die Sonne hatte einen richtigen Regenbogen um sich gespannt. Ich konnte dies teilweise mit dem Handy festhalten. Wir legten in der Marina an (2016 gebaut). Sehr sauber, mit einem kleinen Pool und einem Restaurant. Ich ging für einige Zeit in den Pool schwimmen und brauchte keine Angst vor den Seeigeln zu haben. Abends gab es für uns ein gutes Essen. Wir saßen noch einige Zeit gemütlich in unserem Boot zusammen.

Mi. 23.05.          Leider kamen wir auch an diesem Tag in eine Schlechtwetterfront. Das Meer fuhr am Fenster vorbei. Bei dieser Fahrt hörte ich ganz genau, wenn der Wind im Segel war. Ich konnte auch die Stärke des Windes hören. Sie unterscheidet sich deutlich im Ton.  Ich durfte auch beim Einholen des Segels mit anpacken. So bekam ich ein Gefühl, mit welcher Kraft hier gearbeitet wird. Der erste Versuch am Steuerrad zu stehen und mit den Segeln zu fahren, ist auf Grund des Schlechtwetters vorerst für mich gescheitert. Bei starken Wind muss schnell gehandelt werden. Auch wenn ich hier nicht „helfen“ konnte, fühlte ich mich immer von der Gruppe voll angenommen und einbezogen. Das Gewitter und die Meerespriese begleitete uns an diesem Tag. Am Abend legten wir für 2 Nächte beim Restaurant Calypso an. Nach der Besprechung gab es ein „fischiges“ Abendessen. (für mich war es ein Reisgericht – leider mit kleinem Meeresgetier). Danach saßen wir noch bis nach 23 Uhr beisammen.

Do. 24.05.          Meine Crew machte einen Landausflug mit dem Rad in den nahen Nationalpark. Da es kein Tandem gab, blieb ich an Bord. Ich genoss die Stunden alleine am Boot. Machte meine Notizen und lag in der Sonne. Ich wäre weder verhungert noch verdurstet. Als meine Leute wieder zurück waren, holte mich Birgit vom Boot ab und wir gingen an den nahen Strand. Ich hatte noch immer keine Schwimmschuhe und ging somit nicht ins Meer. Geduscht wurde erstmals am Boot. Besser als nix…. Wir aßen zum 2. Mal im Calypso. Robert war nach der Rückkehr vom Radausflug schlecht. Nach dem Essen saßen wir noch sehr lange an Deck.

25.05.                 Nach den 2 Tagen an diesem stillen Ort, ging es weiter nach Korcula. Und wieder so ein traumhafter Tag. Waren den ganzen Nachmittag am Meer. Die Crew übte diverse Situationen. X mal wurden die Pfänder über Bord geworfen und eine Situation („Mann“ über Bord) nachgestellt. Wir erfuhren, wie es funktionieren könnte, einen Menschen aus dem Meer zu retten. Wie schnell sich die Pfänder vom Boot entfernten und wie schnell Handlungsbedarf erforderlich ist. Anschließend ging Birgit mit der Sicherheitsweste ins Meer. Sie sicherte sich jedoch am Seil und anschließend am Pfänder. Bei 3 Knoten Fahrgeschwindigkeit hörte sie keine Zurufe mehr von uns. Das Meer war viel zu laut. Birgit hatte ja auch den Segelschein gemacht und probierte sehr viel aus. Da wurden auch Erfahrungen gesammelt. An diesem Abend gab es Pizza. Danach spazierten wir gemeinsam durch die Hafenstadt.

26.05.                 Rudi war wieder einmal für uns einkaufen. Wir legten an diesem Morgen schon vor 8 Uhr ab. Wir hatten eine Tagesreise von ca. 10 Stunden vor uns. Das Frühstück gab es auf offenem Meer. Nachmittags machten wir Jause an Bord. An diesem Tag durfte ich meinen 2. Versuch am Steuerrad starten. Es war sehr heiß, die Segel gesetzt und der Skipper saß neben mir. Ich spürte den Wind und hörte, wenn er weniger stark im Segel stand. Schon die kleinsten Bewegungen am Steuerrad zeigten die Veränderung in der Fahrtrichtung. Martina und Johann schauten immer nach vorne und hätten bei Gefahr sofort eingreifen können. Die Gruppe hatte mir vertraut und ich genoss dieses Gefühl von Sonne, Wind und der Unendlichkeit des Meeres. Menschen die gut sehen, haben hier natürlich eine ganz andere Wahrnehmung! Nach 41 sm legten wir in Makarska an. Am Abend spazierten wir durch die Hafenstadt, fanden eine nette Gastronomie, wo unsere Leute ganz kleine frittierte Fische aßen. Nach dem Essen warteten wir am Strand auf den Sonnenuntergang. Dieser war wirklich sehr sehenswert. Rechts vom Strand ragte die Gebirgskette empor, hinter mir stand der Mond am Himmel und vor mir ging die Sonne im Meer unter. Dieses Naturschauspiel dauert nur wenige Minuten. Diese Wahrnehmungen und die Veränderungen in der Luft nimmt mir Niemand mehr. Wir gingen einen schönen Uferweg entlang und kamen wieder auf die Promenade. Es gab noch ein Getränk und dann ging es aufs Boot.

27.05.                 Diese Nacht war von sehr lauter Musik bis in die frühen Morgenstunden begleitet. Nach dem Frühstück spazierten noch durch den Hafen, kauften die fehlenden Sachen ein, ich besorgte mir mit Rudis Hilfe Schwimmschuhe und ein Kapperl. Wir nahmen Abschied von diesem schönen Hafen und weiter ging es mit Motor zur Insel Brac, nach Bol, das goldene Horn und Stiniva. Leider waren an diesem Tag all unsere Ziele besetzt. Als Entschädigung dafür schwammen ganz nahe an unserem Boot Delphine oder Orcas vorbei. Wir stellten sofort den Motor ab. Ich war so gefesselt, dass ich nicht einmal meinen Fotoapparat holte. Die Ausstrahlung ihrer Bewegungen kann ich nicht in Worte fassen. Ich nahm diese eleganten Schwimmer tief in mir auf. So kamen wir nach vielen SM in die Marina Milna. Dort legten wir direkt vor der Kirche an. Wir gingen ganz in der Nähe gut essen und es wurde ebenfalls ein wunderschöner Tag am Meer.

28.05.                 Rudi nahm mich schon um 6.30 Uhr mit zum Schwimmen. Das Meer ist um diese Tageszeit doch noch recht frisch. Brrrr……. Es gab unser gewohntes, gutes Frühstück. Zum letzten Mal in diesem Urlaub legten wir von einer Marina ab. Ohne Stress ging es zurück nach Trogir. In einer kleinen Bucht setzten wir den Anker und meine Crew ging ins Meer eine Runde schwimmen. Danach ließ sich Birgit noch auf dem Segelmast hochziehen und fotografierte von Oben herunter und wir eben nach oben. Dann kamen wir zurück an den Anlegesteg, wo wir am 20.05. unsere Reise begonnen hatten. Johann gab das Boot zurück und es dürfte doch alles gepasst haben. Wir machten nach der Rückgabe unsere letzte Besprechung und vernichteten die noch vorhandenen Tropfen des Captain Morgan. Rudi ging mit mir noch eine Runde durch die Altstadt und wir stiegen auch noch hinauf auf den Aussichtsturm. Um 18 Uhr trafen wir uns alle in der Stadt und gingen essen. Danach saßen wir am Hafen. Ich bat Rudi mich doch zum Boot zu bringen. Es war für mich zu viel Rauch. Es folgte die letzte Nacht am Boot.

29.05.                 Nach dem Frühstück hieß es alle Sachen packen und das Schiff räumen.  Wir schafften alles ins Auto und traten die 670 km lange Heimreise an. Rudi und Gottfried wechselten sich beim Fahren ab. Nachdem Birgit, Johann und Robert in der Steiermark/Gleisdorf ausgestiegen waren, kamen wir in ein heftiges Gewitter. Es war kaum noch eine Sicht und die Scheibenwischer schafften die Wassermenge nicht mehr. Es dauerte zum Glück nicht lange an. Rudi brachte Martina und Gottfried heim und dann lieferte er noch mich ab. Es waren unvergessliche 10 Tag in denen ich wieder neue Menschen kennenlernen durfte und wo ich mich in der Gruppe 100% gut aufgenommen und auch sehr sicher fühlte. Hatte nicht das Gefühl, dass meine Behinderung irgendwie ein Hindernis für Jemanden war. (naja beim aktiven Segeln konnte ich nicht wirklich mitanpacken). Ich wurde genommen, wie ich bin.

Danke euch allen, dass ihr mich auf diese wunderbare Meeres-Reise mitgenommen habt!

Seitenanfang