Mama
hre Familie war ursprünglich recht groß. Nun möchte ich mal auf die Seite meiner Mama blicken. Sie war eines von 7 Kindern und wuchs in Mollram/NÖ auf. Ihre Geschwister sind: Maria, Grete, Rosi, Anni, Sepp und der bereits verstorbene Hans.

Mama hatte sicher keine einfache Kindheit. Ihr Vater war sehr grob und aggressiv. Oma versuchte da sicher sehr viel zu schlichten und besenftigen. Zur damaligen Zeit war es überhaupt noch schwerer, so eine große Familie durchzubringen. Ihr Vater trachtete stets nach gutem Essen und schaute in erster Linie auf seine Person.

Als Mama ihren jetzigen Mann kennenlernte, hielt ihr Vater überhaupt nichts von dieser Freundschaft. Was wolle sie mit so einem Bauernbuam? Für Mama zählte einfach nur die Liebe. An ihrem schönsten Tag (3.September 1960) geleitete sie ihr Vater nicht zum Traualtar. Er fand es nicht für notwendig, bei der Hochzeit seiner Tochter anwesend zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies für Mama damals ein schwerer Schritt war. Sie heirateten in Feistritz a/W und Mama zog zu ihrem Mann in dieses kleine Dorf.

Dort begann der nächste harte Weg. Sie kam zu einer Schwiegermutter, mit der es ebenfalls sehr schwierig war aus zu kommen. Mama gab ihr bestes. Bereits im März 1961 kam meine Schwester Gaby zur Welt. 1962 folgte mein Brüderchen Franz und genau 11 Monate danach war auch ich schon da.

Wir bewohnten zu fünft ein kleines Zimmer. Papa arbeitete als Zimmermann die ganze Woche auf den verschiedensten Baustellen. Er war oft die ganze Woche aus und kam erst am Freitag heim. Mama hatte mit uns einen Volltimejob. Oma griff ihr nicht unter die Arme. Sie hatte selbst genug zu tun.

Da es in der damaligen Zeit nur sehr wenig Geld gab, begann Mama für uns Kinder zu nähen und stricken. Somit konnte sie natürlich viel Geld einsparen. Als ich dann in die erste Klasse kam, ging Mama in die Triumph arbeiten. Sie wollte es einfach mal halbtags probieren. Dieser neue Lebensabschnitt war ihr nur sehr kurz gegönnt. Durch meine schwere Krankheit musste sie diese Arbeitsstelle schnell wieder aufgeben. Das Nähen hätte ihr recht gut gefallen.

Nachdem ich das Schlimmste hinter mir hatte, nahm die Mama alle nur erdenklichen Behördenwege auf sich, um mir irgendwie helfen zu können.

In dieser Notlage suchte sie den Weg bis zum Stadtschulrat. Irgendwann musste ich ja auch wieder eine Schule besuchen. Da ich in Wien in der Blindenschule nicht bleiben durfte, mussten meine Eltern nach einer brauchbaren Lösung suchen. Ich kam mit Ausnahmeregelungen in die "Normalschule".

Mama hatte keine Möglichkeit mehr, in der Triumph zu arbeiten. Dies war schon wegen meiner häufigen Spitalsbesuche nicht möglich.

1975 erlitt Mama einen ganz schlimmen Bandscheibenvorfall und musste operiert werden. Sie hatte das Gefühl in ihren Beinen verloren. Nach diesem schweren operativen Eingriff folgte gleich mal eine Gallenoperation. Diese Zeit gehörte zu den härteren Zeiten. Ich höre Mama fast nie klagen. Als ich die Pflichtschule in Feistritz und anschließend in Kirchberg besuchte, lag eine große Last auf Mamas Schultern. Sie saß Stunden mit mir zusammen und las mir den Lernstoff vor. Sie ersetzte mir buchstäblich meine Augen.

Sonst musste sie sich auch noch um meine beiden Geschwister kümmern. In den Ferien waren oft Cousinen und Cousins bei uns zu Hause. Wenn ich heute so meine Gedanken am Rad der Zeit zurückdrehe, so hat Mama längste Zeit ihre eigenen Bedürfnise immer hinten angestellt. Zuerst sorgte sie für uns alle! Sie hat sich auch keinen Urlaub gegönnt.

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